Diese Nachricht sorgte zu Wochenbeginn direkt für Aufsehen: Am Montag (7.4.) gab AIDA Cruises den Auftrag zum Bau zwei neuer Kreuzfahrtschiffe bekannt. Diese sollen ab Frühjahr 2030 die bisherige Flotte vergrößern und sie auf 13 Schiffe anwachsen lassen. Mit detaillierten Informationen zu den Neubauten hält sich AIDA zurzeit noch bedeckt. GLOBISTA gibt einen Überblick über den Stand der Dinge und beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wo werden die neuen Schiffe gebaut?
Den Zuschlag für den Bauauftrag hat die Werft Fincantieri in Italien bekommen. Es ist das erste Mal, dass diese Werft für AIDA Cruises bauen wird. Fincantieri ist einer der großen Player auf dem Markt für den Bau von Kreuzfahrtschiffen und hat schon etliche Schiffe für MSC, Costa und Carnival gefertigt. Zuletzt lieferte die Werft, die zu gut 70 Prozent dem italienischen Staat gehört, die neue „Mein Schiff Relax“ ab. Auch die „Mein Schiff Flow“ entsteht hier.
Die Werft baut Kreuzfahrtschiffe im Wesentlichen an zwei Standorten: in Marghera (Venedig) und in Manfalcone. Wo die neuen AIDA Schiffe entstehen werden, wurde offiziell nicht bekanntgegeben. Der Auftragsbestand der Werft spricht jedoch eher für einen Bau in Marghera, da noch größere Schiffe ausschließlich in Manfalcone gefertigt werden können. Auch in italienischen Medien, die bereits in vergangenem Jahr über den Deal berichteten, war von Marghera die Rede.
Wie groß werden die neuen Schiffe?
Länge und Breite der neuen Schiffsgeneration sind nicht bekannt. Die AIDA Pressemitteilung spricht aber von 2100 Gästekabinen. Damit liegen die Neubauten größenmäßig zwischen AIDAprima (1643 Gästekabinen) und AIDAcosma (2732 Gästekabinen). Italienischen Quellen zufolge wird die geplante Bruttoraumzahl (BRZ) mit 150.000 angegeben. Auch diese liegt etwa in der Mitte zwischen der Hyperion- (ca. 125.000 BRZ) und der Helios-Klasse (ca. 183.000 BRZ). Ein anderer Größenvergleich: Die Neubauten werden etwa doppelt so groß wie ein Schiff der AIDA Sphinx-Klasse (ca. 70.000 BRZ, ca. 1030-1100 Gästekabinen).
Wie werden die neuen Schiffe angetrieben?
Die Schiffe werden, wie schon AIDAnova und AIDAcosma, hauptsächlich mit verflüssigtem Erdgas (LNG) angetrieben. „Unsere nächste Schiffsgeneration steht mit Multi-Fuel-Antrieben für innovative Technik. Die Maschinen können sowohl mit LNG betrieben werden und werden auch perspektivisch auf künftige Bio- und E-Fuels vorbereitet sein“, so AIDA President Felix Eichhorn.
Welche bekannten AIDA Elemente werden sich auch auf der neuen Schiffsklasse wiederfinden?
Diese Frage lässt sich nicht mit Sicherheit beantworten. Sehr wahrscheinlich ist es allerdings, dass AIDA sich nicht von dem Konzept des Theatriums verabschieden wird. Zudem wäre ein AIDA Neubau ohne Beach-Club oder Lanai-Bar eine große Überraschung. Möglicherweise werden derartige Konzepte modifiziert und angepasst – davon verabschieden wird man sich höchstwahrscheinlich nicht. Bei den Restaurants wird vermutlich das Markt-Restaurant als Buffet-Restaurant wieder dazu gehören. Gerade im Bereich Kulinarik wird es aber mutmaßlich auch einige Neuerungen geben.
Wo werden die neuen Schiffe fahren?
Dazu gibt es zwar noch keine offiziellen Informationen, aber nach GLOBISTA Recherchen spricht einiges dafür, dass der erste Neubau die Sommersaison 2030 im westlichen Mittelmeer verbringen wird. AIDAcosma, die seit 2022 Sommer für Sommer ihre Runden dort dreht das vermutlich auch noch bis 2029 tun wird, ist im Sommer 2030 offenbar für einen Einsatz ab Hamburg vorgesehen. AIDA hat das Schiff bereits in diversen Häfen angemeldet – unter anderem jeden zweiten Dienstag in Le Havre sowie in diversen norwegischen Häfen. Das spricht dafür, dass AIDAcosma die Routen „Metropolen ab Hamburg“ und „Norwegen ab Hamburg“ fahren wird. Demnach müsste der Neubau eigentlich die Lücke im Mittelmeer schließen. Dafür spricht auch, dass es von der Werft aus ein kurzer Weg zum ersten Einsatzgebiet ist.
Alles Weitere zu den Einsatzgebieten ist Spekulation. Gut möglich wäre es, den zweiten Neubau im Sommer (das wäre dann ab 2032) auf den 10- bzw. 11-tägigen Touren durch Norwegens Fjorde einzusetzen. Da die Restriktionen für Kreuzfahrtschiffe dort immer strenger werden, wäre der Einsatz des wohl effizientesten und umweltfreundlichsten Schiffes gerade in diesem Fahrtgebiet durchaus sinnvoll.
Für die Wintersaisons spricht einiges dafür, die Neubauten im Orient und in der Karibik einzusetzen. Einerseits würde man hier eine leichte Kapazitätssteigerung herbeiführen, andererseits sind die dort zurzeit eingesetzten Schiffe AIDAprima und AIDAperla für derart warme Fahrtgebiete ursprünglich gar nicht gebaut worden. Diese wiederum würden dann frei für andere Einsatzgebiete. Da AIDAnova auf ihren Winterfahrten ab Hamburg stets sehr gut ausgelastet ist, wäre eine Erhöhung der Kapazität im kalten Norden durch eine AIDAprima oder AIDAperla zumindest keine Überraschung.
Wie werden die Schiffe heißen?
Dazu ist nichts bekannt. Mit dem Verkauf der vier kleinen Schiffe AIDAcara, AIDAvita, AIDAaura und AIDAmira wären diese Namen theoretisch wieder verfügbar. Ob sie AIDA aber wirklich ein zweites Mal vergeben wird, ist fraglich. Zwar hat AIDA das mit dem Namen AIDAblu bereits einmal getan – allerdings fuhr die alte AIDAblu von 2004 bis 2007 auch nur drei Jahre. Dass der Name des Mutterschiffs, das 24 Jahre für die Reederei im Einsatz war (davon 19 unter dem Namen AIDAcara), noch mal vergeben wird, ist wohl eher unwahrscheinlich. Und auch AIDAvita und AIDAaura haben mit Einsatzzeiten von 18 bzw. 17 Jahren eine ganz andere Kundenbindung erzeugt als die alte AIDAblu. Und AIDAmira fuhr zwar nur drei Monate – dafür ist der Name aber mit eher negativen Erinnerungen (schlechter Start eines noch unfertigen Schiffs und daraus resultierende Reiseabsagen) verbunden mit deshalb möglicherweise verbrannt.
Völlig neue Namen sind wohl wahrscheinlicher. AIDA hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder potenzielle Namen beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) sichern lassen – darunter zum Beispiel AIDAviva, AIDAriva, AIDAgloria und AIDAlux.